Mula Bandha – Die mystische Erfahrung
; Jeder spricht von Mula Bandha als einem bestimmten Muskel im Beckenbodenbereich. Als Anfänger wurde uns vielleicht gesagt, dass wir „den Anus zusammendrücken“ oder „den Beckenboden straffen“ sollen, um „Mūlabandha zu machen“. Vielleicht hat uns das geholfen, uns mit der Körpermitte zu verbinden und schwierige Körperhaltungen etwas leichter zu machen. Auf der nächsten Ebene haben wir vielleicht erkannt, dass Mūlabandha entweder überall oder nirgends ist. Aber wir kommen der Wahrheit erst näher, wenn wir erkennen, dass der Unterschied zwischen einer Anfänger- oder Fortgeschrittenenpraxis überhaupt nicht körperlich ist.
| „yanmūlaṁ sarvabhutānāṁ yanmūlaṁ cittabandhanam | mūlabandhaḥ sadā sevyo yogyo’sau rājayoginām ||“ | In welchem sind alle Wesen verwurzelt? In welchem ist das verhaftete Bewusstsein (citta) verwurzelt? Mūlabandha sollte immer von rāja (königlichen) Yogins serviert und besucht werden. |
Für Śaṅkaracarya war mūlabandha nichts weniger als die vollständige Bindung des citta (cittabandha). Es soll die Erfüllung der Yogapraxis nach Patañjali schaffen. Es ist völlig losgelöst vom Namen, der Form oder der Schwierigkeit Ihrer Haltung. In diesem Zustand können wir unmöglich _ wissen_ , was mūlabandha ist, weil unser Geist nicht im Modus des Benennens und Kategorisierens ist, wenn er anwesend ist. Nur die Unwissenden glauben es zu wissen. Die Weisen sehen immer den Unterschied zwischen der Realität und dem, was wir über sie denken (viveka khyātiḥ).
Genau wie Samādhi muss Mūlabandha als Vibhūti oder Gottheit betrachtet werden. Man kann sie nicht „machen“. Mūlabandha offenbart sich als das Ergebnis korrekter Praxis oder als nicht korrektes Üben. Wir können der Gottheit dienen und ihr unsere ganze Aufmerksamkeit widmen. Aber du kannst eine Gottheit nicht in den Tempel deines Körpers ziehen. Sie erscheint, wenn der Tempel und alle Rituale vervollkommnet sind, wenn alle Anhaftung, Stolz, eure gesamte Ego-Struktur aufgelöst sind. Sie erscheint in Form von Nirodha, der absoluten Stille des Geistes. Du erkennst, dass die Wurzel aller Wesen identisch ist mit dem Bewusstsein, deinem wahren Selbst. Dann verschwindet spontan die konstruierte Illusion der Trennung zwischen dir und der Welt. Dies ist der königliche Weg des Yoga.
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